„Jedes Kind hat Potenziale zur positiven Entwicklung“ BMBF
Wir gehen davon aus, dass in jedem Kind positive Potentiale, spezielle Fähigkeiten, viel Neugierde und Interesse an Erfahrungen stecken, die nur durch eine Menge negativer Erlebnisse in der Vergangenheit verschüttet sind.
Wenn es zu einer stationären Unterbringung im Jugendhof Gotteshütte kommt, sind im Vorfeld meist weniger eingreifende, also ambulante oder teilstationäre Hilfen zur Erziehung, gescheitert. Eine Fremdplatzierung bedeutet dann nicht nur die Trennung von den Eltern, sondern darüber hinaus auch die von bisherigen Erzieher und Erzieherinnen oder professionellen Helfer und Helferinnen. Da sich aufgrund der Erfahrungen in der Herkunftsfamilie die Erwartungsstrukturen, Bindungskonzepte und inneren Arbeitsmodelle, besonders bei den Kindern, schon verfestigt haben können, ist lediglich eine Änderung der sozialen Umgebung nicht ausreichend, um das Erziehungsziel zu erreichen. Vielmehr braucht es die Änderung der inneren Arbeitsmodelle, um nachhaltig etwas im Hinblick auf den weiteren Lebensverlauf dieser Kinder zu bewirken. Von unsicheren Bindungsmustern und Repräsentationen geht ein Risiko für spätere psychischen Erkrankungen aus. Daher stellt die Veränderung des Bindungskonzeptes hin zu einem organsierteren und sichereren Muster oftmals ein sehr wichtiges Hilfeziel dar (Schleiffer 2015, S.135)
Die Bezugserzieher und Bezugserzieherinnen im Jugendhof Gotteshütte, stehen zumindest als vorrübergehende Bindungsperson zur Verfügung, verbringen den Alltag mit den Kindern und sind dort stets präsent. So eröffnen sich mehr Chancen für "bindungsrelevante Situationen, welche erst Voraussetzung sind für die erwünschten bindungskorrigierenden Erfahrungen" (Schleiffer 2015, S.136).
Es ist uns ein Anliegen für unsere betreuten Kinder Lebensbedingungen zu schaffen, die ihren Entwicklungsbedürfnissen und ihren Erziehungsbedarfen entsprechen. Neben der Gestaltung einer kindgerechten Lebensumwelt stehen wir für Verständnis, Wertschätzung und Toleranz im alltäglichen Umgang.
Partizipation ist ein fester Bestandteil der pädagogischen Arbeit. Es geht individuell gesehen, um die Persönlichkeitsbildung von Kindern zu Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit innerhalb einer Gemeinschaft. Sie beginnt bei jedem einzelnen Bewohner des Jugendhofs Gotteshütte mit der Formulierung und Vertretung der eigenen Interessen.
Wir messen der Arbeit mit der Herkunftsfamilie eine große Bedeutung zu. Die Herkunftsfamilie IST ein relevantes Bezugssystem, sei es real oder sei es in den Vorstellungen, Fantasien und Prägungen des Kindes/Jugendlichen. Die Eltern- und Familienarbeit sucht einen aktiven Umgang mit dieser Erkenntnis und blendet Eltern nicht aus. Wir setzen grundsätzlich voraus, dass alle Eltern zunächst das Beste für ihre Kinder/Jugendlichen möchten. Wir gehen davon aus, dass Familien in der Regel alle Möglichkeiten besitzen, ihre Lebenssituation zu verbessern und es Gründe gibt, die dieses verhindern. Ihr Verhalten macht im Kontext Sinn und möchte von uns erforscht und verstanden werden. Auch nach der Aufnahme in der Wohngruppe bleiben die Eltern ein wichtiger Bestandteil der Gefühlswelt von Kindern und Jugendlichen. Durch intensive Elternarbeit wird den Eltern eine kontinuierliche Beteiligung an der Erziehung und Beziehung ihrer Kinder angeboten. Regelmäßiger Kontakt, möglichst in dem Ort der Wohngruppe wird ausdrücklich erwünscht. Dies soll dem Loyalitätskonflikt der Kinder/Jugendlichen ihren Eltern gegenüber entgegenwirken.
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Schleiffer, Roland (2015): Fremdplatzierung und Bindungstheorie. Weinheim und Basel (Beltz Juventa)